„Wozu sind denn meine Augen da, wenn sie sehen, aber nichts sehen? Wozu meine Ohren, wenn sie hören, aber nichts hören? Wozu all das Fremde in meinem Kopf?… Vater und Mutter. Ball. Auto. Das vielleicht die einzigen Wörter, die heil waren, als ich sie lernte…Ein Ball ist ein Ding, das rollt, manchmal springt. Ein Vater ist ein Mann, der lange Zeit größer ist als man selbst.“
Diese Sätze stehen auf den ersten Seiten des Buches, und langsam, sehr langsam, wird das Mädchen das Geheimnis seiner eigenen Existenz aufdecken, lernen zu sehen und zu hören. Die Wörter werden ihre Bedeutung verändern. Aber die Wahrheit bedeutet Verlust.
Mit einer poetischen, zarten Sprache nähert sich Jenny Erpenbeck der brutalen Wirklichkeit einer Diktatur, beschreibt von innen die Zerstörungen, zeichnet die verschlungenen Wege der Erinnerung nach, wechselt Perspektiven. Wie so oft bei der Bearbeitung von Literatur geht es nicht um eine Dramatisierung, sondern darum, diesen Text zu inszenieren, seine Strukturauszudehnen in den Raum des Hallenbads, die Sprache zu beleuchten, der Erinnerung körperliche Gestalt zu geben, dem erzählenden Ich verschiedene Stimmen zu geben, den Raum zum Klingen zu bringen. Der Zuschauer sitzt mittendrin, Text, Spiel und Raum verbinden sich zu einer intensiven Erfahrung, so wie es nur im Theater möglich ist, auch wenn das Theater im Schwimmbad ist.
Textbearbeitung und Regie: Elisabeth Bohde
Co--Regie: Torsten Schütte
Musik: Matthias Kaul
Kostüme/ Objekte: Roy Spahn
Es spielen: Lotta Bohde, Thore Lüthje, Torsten Schütte, Maren Seidel, Bele Wollesen
Harfe: Pia Stürmer
Premiere: September 2011