Wir machen uns ein Bild von uns, wie wir sind, wie wir sein wollen, wie wir sein sollen. Wir entwerfen ein Bild davon, was für ein Bild andere von uns haben sollen. Wir sehen die Bilder, die andere von sich veröffentlichen, und wir sehen die anderen und machen uns ein Bild von ihnen.
Wir sind alle voll mit medialen Bildern. Die Bilder stehen zwischen uns und vor uns: Vor:Bilder. Sie stehen vor jeder Erfahrung. Wir haben schon ein Bild davon, was Liebe ist, bevor wir sie erlebt haben, und halten dann unsere eigene Liebe für ungenügend, weil sie nicht dem Vor:Bild entspricht, das ja keiner Wirklichkeit entspricht.
Diese Bilder beeinflussen uns, ohne dass wir es merken. Es ist nicht die eine Geschichte, der eine Film, das eine Vorbild, sondern die Menge, die Überlagerungen, die Wiederholungen. Sie strukturieren, konstruieren unsere Wahrnehmung von uns selbst und von der Welt, eben Vor:Bilder. Nachdem wir neu verstanden haben, wie wirkmächtig diese Narrative und Vor:Bilder sind, sehen wir es als unsere Aufgabe, sie in diesem Spielplan zu hinterfragen, zu dekonstruieren aufzuweichen oder ihnen andere zur Seite zu stellen. Denn nur, wenn wir ihre Macht und ihren Einfluss erkennen, können wir uns von ihnen emanzipieren. -
Oder meinen wir ernsthaft, unser Kleidungsstil vor 10 Jahren entsprach nur unserem Geschmack und hatte mit keiner Mode zu tun?
Wir haben verschiedene künstlerische Positionen zu diesem Thema eingeladen. Da geht es um Körper:Bilder : MFK Bochum tanzt in Recycling Dance ganz explizit Choreographien nach, um sich als Nicht-Tänzerinnen Tänzerkörpern anzunähern. Anna Warzecha untersucht in ANA wie das digitale Vor:Bild Anorexie junge Frauen krankmacht. Meera Theunert untersucht das Phänomen der Hochstapelei, als subversive Antwort auf das Vor:Bild Reichtum. Und sowohl Lois Bartel als auch Tacho Tinta lösen das festgelegte Menschenbild zum Tier und zur Maschine hin auf. Unsere eigene Produktion „Wie Altern“ zeigt eher die Abwesenheit eines Vor:Bilds auf, denn wie bereiten wir uns aufs Altern vor?
Die Herausforderung sich zwischen all diesen Vor:Bildern zurecht zu finden, ist in jungen Jahren ungleich größer, und so laden wir ein junges Publikum explizit in diese Produktionen ein, d.h. auch Schulklassen sind uns willkommen. Wie gut, dass es jetzt auch das Kulturpass zumindest für die 18-jährigen gibt.
Es gibt diesmal auch die Möglichkeit selbst in verschiedenen Workshops Erfahrungen zu machen, und nicht beim Vor:Bild der Aufführung zu bleiben.