Oskar Pastior? Ja, der breiten Öffentlichkeit ist er kaum bekannt, schade – aber das lässt sich vielleicht ändern:
Oskar Pastior wurde 1927 in Hermannstadt (Sibiu) in der deutschsprachigen Minderheit Rumäniens geboren. Mit 17 deportierten in die Russen ins Arbeitslager und hier wurde ihm das Schreiben zum Überlebensmittel. Nach 5 Jahren zurück in der „Freiheit“ musste er Wehrdienst in der rumänischen Armee leisten und auf dem Bau arbeiten. 1955 studierte er endlich Germanistik, arbeitete beim deutschsprachigen Rundfunk, schrieb bis er es 1968
nicht mehr aushielt und von einer Reise nach Wien nicht zurückkam. Von da an lebte und schrieb er in Berlin.
Nach vielen Preisen und Auszeichnungen sollte er im Oktober 2006 den Bücherpreis erhalten, den wichtigsten deutschen Literaturpreis, aber wenige Tage vor der Verleihung starb er während der Frankfurter Buchmesse.
Oskar Pastior! Christina Weiss hielt die Laudatio zum Büchnerpreis: „Er erfindet und findet eine neue Welt aus Sprache – aus seiner Sprache, die für uns eine fremde ist, eine befremdliche, eine unerwartete, eine unerhörte. Das Alltagsvertrauen in die Sprache treibt er uns gründlich aus, stattdessen lehrt er uns das Staunen über das sinnliche Material Sprache und seine Möglichkeiten, Bedeutung zu erzeugen.“
Ein Sprachlabor wird in der Theaterwerkstatt Pilkentafel aufgebaut, um diese Texte zu hören? Zu erleben? Zu begreifen? Zu erfassen? Erklingen zu lassen? Zu zeigen? Zu sehen? Zu untersuchen? Zu
verstehen? Zu zerlegen? Zu verstecken? Zu teilen? Und so tragen wir diese Texte ins Labor unserer Münder, zerkauen Worte und lauschen ihrem Nachgeschmack, verdauen Sätze und spucken die Bedeutungen aus,, verpacken die Texte in Flüstertüten und entkleiden sie, kochen die Silben auf und kühlen Buchstaben
ab, legen Zeilen unter Brennglas und die Seiten aufs Tablett, kurz lesen mit Messer und Gabel und allen uns zur Verfügung stehenden Geräten. Wir nennen die eigentümlichen Beschäftigungen kleiner Kinder spielen, man könnte es auch forschen nennen. Und ähnlich schaffen wir uns ihnen einen Spielraum, eine Sprechzeit, ein Labor, um einen Zugang zu den Texten, den Sprachen, dem Universum Oskar Pastiors zu finden.