Seit dem Mai 1986 hatten wir die Idee, Enzensbergers „Titanic“ zu inszenieren, doch: Wie authentisch vom Ende spielen? Wie nicht die Katastrophe durch die Darstellungen bannen und verharmlosen? Und ist nicht so ein Theaterstück auch nur eine geschicktere Form der Verdrängung, weil wir glauben, wir täten jetzt etwas, wir täten genug? Und halten wir uns als „Künstler“, als „Spiegel“ nicht heimlich für in letzter Konsequenz nicht betroffen? Und bieten wir nicht unserem Publikum ebenso die Chance zur
Ausflucht, zum Abspalten, indem wir es übernehmen, stellvertretend zu fühlen, das Unfassbare zu benennen oder eine erlösende Wahrheit zu sprechen?
Nein, wir werden keine Wahrheit sprechen, wir werden lügen,
die ganze Zeit, eineinhalb Stunden. Wir geben eine Komödie: ein Konzert der falschen Töne, der unpassenden Witze, der selbstgefälligen Panik, des eklen Zynismus und der eitlen Rechthaberei.
Texte: Hans Magnus Enzensberger „Der Untergang der Titanic“
Regie: Elisabeth Bohde
SchauspielerInnen: Heike Erlenkämper, Christiane Martensen, Michael Fendler, Torsten Schütte
Dramaturgie: Peter Naef-Schnitzgewitz
Bühnenkonstruktion: Wolf Dieter Hans
Premiere: August 1987