das Flensburger humankapital

Oder Was ist ein Mensch wert?

Was sind Sie wert? – Eine unmögliche Frage? Was sind Siesich wert? - Wie soll man das sagen? Was ist Ihnen Ihr Kind, Ihr Partner, IhreEltern wert? In Euro? In Engagement? In Liebe? Aber Liebe ist nicht quantifizierbar!

Diesen Fragen haben sich die Teilnehmenden am Projekt „Das Flensburger Humankapital“ gestellt und stellen sich nun dem Publikum. Was Sie zu sehen bekommen ist eher eine Ausstellung als ein Theaterstück, eher ein Erfahrungsraumals ein Fertigprodukt, eher wert-voll als teuer … Dafür gehen wir an einen anderen, besonderen Ort, der eine wichtige Rolle spielt: die alte Bahnpost. Das Gebäude wurde von der Reichspost 1927/28 gebaut und genutzt, und der Geist der Bürokratie mit ihren unverständlichen Vorgängen hängt noch in den Räumen. Zwischendurchhat die Universität das Gebäude genutzt, davon zeugen z.B. Schilder wie „Sprachdatenerfassung“. Dann stand es lange leer – und auch das hat Spurenhinterlassen. Der Anfang eines Umbaus zum Studentenwohnheim kann noch besichtigt werden. Im September 2012 war das Gebäude für eine Ausstellung schon mal fünf Stunden lang geöffnet.

Und jetzt beleben wir das Gebäude für einige Wochen – und ermöglichen, dass es Spuren in der Erinnerung Vieler hinterlässt.

 

Als „Humankapital“ das Unwort des Jahres 2004 wurde, waren Wirtschaftsvertreter empört über das Unverständnis der Sprachwissenschaftler. Humankapital - das meinte doch eine Wertschätzung, den Mitarbeiter nicht nur als Kostenfaktor, sondern als Kapital zu sehen, nicht als Belastung, sondern als Ressource.

Aber Wertschätzung ist doch nicht dasselbe wie Schätzung des Wertes? Also ist der Mensch wert, was er leistet? Ist der Wert eines Menschen in Geld auszudrücken? Immer mehr wird evaluiert, mit Kennziffern belegt. Der Kapitalismus kriecht in alle Lebensbereiche und was nicht bezifferbar ist, zählt nicht.

Andersherum: Die Würde des Menschen ist unantastbar und natürlich ist jeder Mensch unendlich viel wert; und jeder Mensch gleichunendlich viel und die Menschenrechte sind nicht mit Geld aufzuwiegen.

Aber in Wirklichkeit wird sehr wohl gerechnet: ob sich eine OP bei einem alten Menschen rechnet, wie viel Kühe eine Frau wert ist, wie viele mögliche Verkehrstote eine Ampel rechtfertigen, wie hoch ich mein Leben versichere, was ein Organ wert ist, wie viel meine Arbeit, meine Zeit, meine Verantwortung, meine Schuld, meine Leistung, meine Liebe, mein Engagement, meine Erfahrung, meine Kompetenz wert ist. Und: was nicht bezifferbar ist, zählt nicht.

 

Die Aufführung

Sie sind eingeladen, sich Ihre Aufführung selbst zusammenzustellen. Jeder sieht etwas anderes. Sie können – wie im echten Leben– nicht alles sehen und müssen sich entscheiden. Ihre Bewertungen und Kommentare werden auf Wunsch den anderen Zuschauern zugänglich gemacht.

 

Sie zahlen am Investitionsschalter und erhalten Ihre Papiere:

 

·Die Spiel- und Sicherheitsregeln

 

·Den Plan, in welchem Raum wann was stattfindet.

 

·Den Umlaufzettel, auf dem Sie protokollieren, was sie gesehen haben und ihre Bewertungen abgeben.

 

Am Renditeschalter wird der Wert Ihrer Erfahrungen berechnet, denn was nicht bezifferbar ist, zählt nicht, und Sie erhalten Ihre Rendite. Danach gibt es die Möglichkeit an der Wertbar beim geldwerten Getränk alles entspannt zu evaluieren, zu kommentieren, zu bewerten.



Künstlerische Leitung: Elisabeth Bohde, Claudia Mayer, Torsten Schütte

 

Premiere: Mai 2014


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Das Flensburger Humankapital Kritik
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