Der Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat Kulturinstitutionen, die öffentlich gefördert werden, dazu gehört die Pilkentafel, „empfohlen“ keine gendergerechte Sprache zu verwenden. – Oder keine Sonderzeichen wie liebe Zuschauer*innen? Besteht gendergerechte Sprache denn nur in der die Nutzung von *, :, _ ? Die Frage, wer ist gemeint und wer ist ausgeschlossen, ist doch viel größer.
Ein Beispiel aus meiner aktuellen Schreibpraxis zum neuen Stück “Deich ohne Schafe? Ein Ab-Gesang”. Ich kann schreiben „Alle Pellwormer kannten Tante Sabine“, — falsch, denn nicht alle Menschen auf Pellworm sind Männer. Oder ich kann schreiben: „Alle Pellwormer*innen kannten Tante Sabine“ – gendergerecht, die Lücke im Wort wird vielleicht zu wichtig, also fraglich. Ich kann schreiben “Alle Pellwormer und Pellwormerinnen kannten Tante Sabine.”, — ganz schön lang. Ich schreibe: „Alle auf Pellworm kannten Tante Sabine“ — gendergerecht und ohne Sonderzeichen und auch rhythmisch richtig. Diese Entscheidung ist immer eine für den einzelnen Satz.
Aber ich möchte in diesem Schreibprozess eigentlich gar nicht über Herrn Weimer nachdenken.
Und was heißt das? Der Minister, also der Förderer, empfiehlt? Und was passiert, wenn ich mich nicht nach seiner Empfehlung richte? Empfiehlt er oder droht er? Seine Vorgänger*innen haben nicht empfohlen, sondern Impulse für Förderprogramme gesetzt.
Ein zentrales Argument seiner Empfehlung ist: die Benutzung gendergerechter Sprache würde die anderen – also wohl die, die das nicht tun – bevormunden. Wie das? Vielleicht irritiert es sie? Oder nervt sie? Ja kann sein. Und es gehört ja auch zu den Aufgaben von Kulturschaffenden zu irritieren, auch zu nerven, zum Denken anzuregen. Aber es bevormundet doch niemanden, wenn ich sage „Alle Pellwormer*innen kannten Tante Sabine“. Ich sage damit doch nicht, dass sie das auch so machen sollen!
Es gibt meines Wissens nirgends einen Zwang die verhassten Sonderzeichen zu benutzen, sehr wohl aber Verbote es tun. Oder eben Empfehlungen. Wer bevormundet also wen?