Liebes Publikum!
Wenn unser Kulturstaatsminister meint, wir sollten als mit öffentlichen Mitteln geförderte Institution die deutsche Sprache nicht mit Sonderzeichen verunstalten, dann wähle ich eben das generische Femininum und meine alle mit, also auch Männer.
In den letzten 50 Jahren haben Frauen so viel gedacht, analysiert, geschrieben, aufgezeigt, gekämpft und so vieles erreicht, dass ich nicht gedacht hätte, dass ich noch mal einen Spielplan mit diesem Motto überschreibe. Aber ich sehe mit Entsetzen, Staunen und Erschrecken, mit welchem Tempo es wieder rückwärts geht. Und so ist 40 Jahren nach seinem Entstehen der Frauennotruf immer noch oder gar mehr denn je notwendig und wir und wir kooperieren zu ihrem 40. Geburtstag. Und wünschen uns es müssen keinen mehr geben. Aber: Junge Männer trainieren uralte Männlichkeitsbilder, alte Männer führen sich wie Könige auf, Gewalt gegen Frauen nimmt zu, Männer denken wieder, sie hätten ein Recht auf Frauen und Frauen werden mit Rollenerwartungen von Schlankheit, Mütterlichkeit und Modernität manipuliert – ja auch ein Wort, das sehr aus der Mode gekommen ist, nicht aber der Vorgang selbst.
In den darstellenden Künsten haben sich Frauen kontinuierlich Räume erobert, Bühnen betreten, Posten besetzt. Und wir halten es längst für eine Selbstverständlichkeit, wenn viele junge Frauen mit feministischen Fragestellungen in den Beruf starten. Denn jede Generation und jede Künstlerin und jede Frau muss ihre Emanzipation und Befreiung selbst leben und kann nicht die der Generation davor kopieren. Und diese jungen weiblichen Perspektiven zeigen wir mit großer Selbstverständlichkeit in diesem Spielplan.
Aber auch unsere Blase schwimmt im großen Meer des Patriacharts und der Misogynie. Und eine Blase hat keine dicke Haut. Und Kunst hat nie eine dicke Haut!
Aber auch Männer entscheiden, wie sie in diesem Meer des Patriacharts schwimmen, und so haben Markus&Markus eine Stimme in diesem Spielplan.