Ver-Lust

Zum Spielplan Ver-Lust - Spielzeit 25/26

Lie­bes Publi­kum,

Bin­sen­wahr­heit: es gibt kein Leben ohne Tod, es gibt kei­nen Gewinn ohne Ver­lust, kei­ne Gewin­ner ohne Ver­lie­rer, kei­nen Auf­bruch ohne Abschied. Schon das Wort Fort-Schritt beinhal­tet das Wort „fort“.

Trotz­dem leben wir mit dem Ver­spre­chen eines ewi­gen Fort­schritts, der Erwar­tung stän­di­gen Wachs­tums, dem Glau­ben an immer­wäh­ren­de Wer­te. Wir sind nicht vor­be­rei­tet auf Ver­lus­te, nicht ein­mal auf den selbst­ver­ständ­lichs­ten – den Tod. Und emp­fin­den jedes Ster­ben als eine Nie­der­la­ge im Kampf gegen Krank­heit und Alter… als könn­ten wir den jemals gewin­nen!

Wir erle­ben den Kli­ma­kol­laps, Arten­ster­ben, Hit­ze, Dür­re, Über­schwem­mun­gen, den Ver­lust von Land­schaf­ten, Ern­ten, Häu­sern…. Wir erle­ben die Erschüt­te­run­gen einer regel­ba­sier­ten Welt­ord­nung, die Schwä­chung der Men­schen­rech­te und die Gefähr­dun­gen der Demo­kra­tie und sehen uns mit unver­blüm­ter Macht­gier, unge­brems­ten Eigen­in­ter­es­sen mäch­ti­ger Män­ner und Krie­gen kon­fron­tiert.

Und leben wei­ter. Aber wie? In jedem Fall mit den Ver­lus­ten, auch wenn wir sie ver­drän­gen. In jedem Fall mit den Ver­lus­ten, auch wenn wir uns ihnen stel­len.

Dazu laden wir ein: sich den Ver­lus­ten zu stel­len, nicht zu jam­mern, aber zu trau­ern. Wir laden ein nicht mehr zu ver­drän­gen und son­dern wie­der ganz zu sein und neue Kraft, neue Gemein­schaf­ten, neue Stra­te­gien zu fin­den. Aber vor dem Neu­en liegt immer der Abschied vom Alten.

Dafür kann das Thea­ter ein Ort sein. Vor allem für die Erfah­rung der Gemein­sam­keit! Denn es macht einen Unter­schied, ob wir uns ver­krie­chen und ein­sam lei­den, oder unse­re Ver­lust­er­fah­run­gen, unse­re Trau­er, unse­re Erschöp­fung, unse­re Wut und unse­re Erkennt­nis­se tei­len. Zusam­men­blei­ben!

Eli­sa­beth Boh­de