Wie lebt und erlebt Flensburg seine Kolonialität

Eine Zwischenbilanz

Nach ihrem wundervollen Stück Cultural Drag, das im Herbst zu sehen war, arbeitet Tacho Tinta an der neuen Produktion commonnorm, die im Herbst am Ringlokschup-pen Mühlheim und in Flensburg Premiere haben wird. Schon jetzt gewähren sie einen ersten Einblick in ihre Arbeit. Die Tänzer:innen beschäftigen sich mit kulturellen Missverständnissen, schaffen Illusionen und verführen das Publikum, Vorstel-lungen von Normalität zu hinterfragen. Sie experimentieren mit optischen Täuschungen, delikaten Körperlichkeiten und dynamischen Bühnen- und Klangräumen. Die Durchschnitt-lichkeit wird zum Ausgangspunkt der Choreo-grafi e und von hier aus geht es auf eine Entde-ckungsreise zu den Ambivalenzen im Leben und in der Kunst.

2012 eröffnete das Schifffahrtsmuseum Flensburg nicht nur die Dauerausstellung Zucker Rum Sklaverei, sondern auch eine Diskussion über das koloniale Erbe der Stadt. 2017 gab es die große Ausstellung Rum, Schweiß und Tränen – Flensburgs koloniales Erbe von Imani Tafari-Ami, die erstmals den schwarzen karibischen Blick auf die gemeinsame Geschichte warf, danach kam viel in Bewegung. Das Buch Sønderjylland / Schleswig Kolonial von Marco Petersen erschien, die EUF berief mit Sybille Bauriedl eine ausgewiesene Expertin für die Kolonialität nicht nur von Hafenstädten, ein postkolonialer Arbeitskreis trifft sich regelmäßig, postkoloniale Stadtführungen erfreuen sich großer Beliebtheit,… Man kann sagen, das Thema ist in der Stadtgesellschaft angekommen, es ist viel passiert. 

 

Aber man kann auch sagen, dass wenig passiert ist: die Rumregatta heißt immer noch Raumregatta, es gibt immer noch kein Denkmal für die Opfer unserer Kolonialgeschichte, das Stadtmarketing setzt weiter auf Rumfolklore, die Stadt hat sich nie zu ihrem kolonialen Erbe bekannt…


Termine

 Mittwoch, den 14. Dezember um 19 Uhr

Eintritt:

Ermäßigt 5,-- // Normalpreis: 10,--